03.02.2023 | 05:45
Zinserhöhungen und Aktienrallye – Aroundtown, Carvana, Desert Gold Ventures, Infineon Technologies, Silvergate Capital Aktie
Während die FED wie die meisten Teilnehmer erwartet hatten, den Leitzins im USD-Raum um nur noch 0,25 Prozentpunkte angehoben hat, ging die EZB mit einem Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten noch etwas stärker vor. Doch auch diesen Zinserhöhungsschritt haben die Börsen erwartet. Damit liegt der Leitzins in den USA nach acht Zinserhöhungsrunden in Folge bei 4,5 % und im EURO-Raum bei 3,0 %. Während die FED für das nächste Treffen noch einen weiteren Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten in Aussicht stellte, sagte Christine Lagarde von der EZB, dass auch im März mit einem Schritt von 0,5 Prozentpunkten zu rechnen ist. Die Aktienmärkte reagierten darauf gelassen und die Aktienrallye setzte sich ungemindert fort.
Lesezeit: ca.
4 Minuten.
Autor:
Stefan Bode
ISIN:
AROUNDTOWN EO-_01 | LU1673108939 , CARVANA CO. | US1468691027 , DESERT GOLD VENTURES | CA25039N4084 , INFINEON TECH.AG NA O.N. | DE0006231004 , SILVERGATE CAP. CL.A | US82837P4081
Goldrallye – Wann sind Explorer wie Desert Gold dran?
Seit Anfang November 2022 konnte der Goldpreis um über 320 USD je Unze auf nunmehr 1.930 USD zulegen. Das entspricht einem Anstieg von 20 % innerhalb von ziemlich genau drei Monaten. Profitieren konnten davon bisher nur die großen Goldproduzenten wie Barrick Gold, Newmont & Co. Die Unternehmen aus der zweiten Reihe fangen nun auch langsam an aufwärtsfahrt zu gewinnen, aber bei den Explorern, die noch nach Gold und Silber suchen, bewegt sich bisher noch fast gar nichts. Was für den ein oder anderen Leser überraschen mag, ist aber im Rohstoffmarkt völlig normal und sollte niemanden überraschen. Während die erste Reihe der Goldproduzenten zeitnah zum Goldpreisanstieg profitiert, folgen die kleineren und unbekannteren Produzenten oft um mehrere Wochen zeitversetzt. Bei den Explorern kann dies sich sogar auf drei bis sechs Monate ausdehnen, um dann aber aufgrund ihrer Marktenge oftmals den anfänglichen Nachteil mit einer Kursexplosion wettzumachen.
Dies könnte auch bei dem Goldexplorer Desert Gold (ISIN: CA25039N4084 WKN: A14X09 Ticker: QXR2) passieren. Die Kanadier haben auf ihren beiden Goldliegenschaften bereits mehr als 1 Mio. Unzen Gold im Boden gefunden und diese auch nachweisen können. Die letzten Bohrergebnisse zeigte jedoch, dass dort noch viel mehr Gold liegt, denn etliche neue Bohrlöcher erweiterten nicht nur die bestehenden Erzverläufe, sondern diese sind auch noch nach allen Richtungen offen. Für das neue Bohrprogramm in dieser Saison 2023 hat daher Desert Gold erst diese Woche erfolgreich 2,3 Mio. CAD eingesammelt. Davon hat allein das Management des Unternehmens gut 24 % gezeichnet. Das hohe Eigenengagement der Unternehmensführung ist für die Marktteilnehmer immer ein Signal, dass nicht nur Interessengleichheit mit den Aktionären besteht, sondern auch von weiteren erfolgreichen Bohrungen und Erfolgen ausgegangen wird. Es dürfte daher nicht überraschen, wenn die Aktie von Desert Gold in Kürze wieder anspringt und nach zweieinhalb Jahren Abwärtsbewegung durch das Momentum des Goldsektors wieder auf das Hoch von Sommer 2020 springen könnte. Das würde ein Anstiegspotenzial von über 480 % bedeuten.
Carvana bereits verdreifacht – Short Squezze
Was der Aktie von Desert Gold noch bevorstehen könnte, konnte die Aktie von Carvana (WKN: A2DPW1 ISIN: US1468691027 Ticker-Symbol: CV0) schon zeigen. Bereits verdreifacht innerhalb von 4 Wochen konnte sich der Kurs des Autoverkäufers. Die Aktie von Carvana war zuletzt die am zweitmeisten leerverkauften Aktien in den USA laut MarketWatch. Mit 59,7 % Shortqoute war nur noch die Aktie von Silvergate Capital mit 70,4 % höher leerverkauft als Carvana. Und genau darauf haben sich anscheinend eine Gruppe von Anlegern von Reddit eingeschworen, um die Leerverkäufer in Bedrängnis zu bringen.

Sie kauften die Aktien über die Börse, verringerten damit die liquide Anzahl an handelbaren Aktien und brachten somit die Leerverkäufer in Notlage. Diese müssen nun, um nicht noch mehr Verlust zu erleiden, ihre leerverkauften Aktien über die Börse zurückkaufen, um ihrerseits einer Nachschusspflicht zu entgehen. Diese Aktien werden aber nicht zu den Einkaufspreisen der „Neuinvestoren“ an die Leerverkäufer zurückverkauft, sodass diese Leerverkäufer gezwungen sind, höherer Preise für die Aktie zu bezahlen. Das Spiel der Bullen und Bären sowie der starke Anstieg der letzten Wochen sollte in diesem Fall aber nicht davon ablenken, dass es dem Unternehmen Carvana aus fundamentalen Gesichtspunkten sehr schlecht ergeht.
Aroundtown mit Kurssprung
Nachdem die Börse gestern den Kurs von Aroundtown (WKN: A2DW8Z ISIN: LU1673108939 Ticker-Symbol: AT1) noch mit 2,55 EUR je Aktie aus dem Handel schickte, eröffnete die Aktie nach dem Zinsentscheid der FED und EZB mit einer Kurslücke von 0,05 EUR und konnte bis Börsenschluss auf 2,86 EUR bzw. um über 12 % innerhalb eines Tages zulegen. Hier dürfte ausschlaggebend gewesen sein, die Ad-hoc-Meldung vom 02.02.2023. Das Immobilienunternehmen konnte zwei neue und namhafte Mieter für die am Sachsendamm in Berlin-Schöneberg befindliche Gewerbeimmobilie verkünden. Dabei handelt es sich zum einen um die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie (SenBJF) sowie ein Software-Unternehmen aus der Medizintechnik.
Zusammen sollen beide neuen Mieter insgesamt 5.000 qm der insgesamt 17.000 qm großen Bürogebäudes langfristig anmieten. Damit ist die PLATINUM genannte Immobilie nahezu vollständig vermietet. Die markante silberne Fassade des pyramidenartigen 10-Geschosser liegt in unmittelbarer Anbindung zur A100 und dem Flughafen BER. Auch die öffentliche Nah- und Fernverkehrsanbindung zum Berliner-Südkreuz und S-Bahnhof Schöneberg ist sehr gut. Wesentlich für die Aktionäre dürfte aber sein, dass trotz schwächelnder Wirtschaft und Rezessionssorgen die Vermietungsquote hoch bleibt und gerade mit den neuen Mietern langfristiger Cashflow für das Unternehmen gesichert werden konnte. Da der Immobilienstandort Berlin für ca. 26 % der Unternehmensbewertung steht, wird diese Neuvermietung vom Markt deutlich positiv aufgefasst, zumal der Leerstand der Aroundtown laut letztem Unternehmensbericht im Bürosegment noch bei 10,9 % lag.
Infineon als „Buy“
Mit einem Kurssprung ging es auch bei der Aktie von Infineon (WKN: 623100 ISIN: DE0006231004 Ticker-Symbol: IFX) ordentlich zum Wochenausklang vorwärts. Die Aktie konnte von 33,40 EUR am gestrigen Handel bis zum Börsenschluss auf 36,06 EUR springen und einen Tageszuwachs von 7,9% erzielen. Dies lag sicherlich darin begründet, das Infineon das Ergebnis im abgelaufenen Quartal trotz wirtschaftlich schwierigen Umfeld zum Vorjahresquartal steigern konnte. Der Vorstandsvorsitzende Jochen Hanebeck sagte dazu: „Infineon hält in schwierigem Fahrwasser Kurs und hat das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30.09.2023 Geschäftsjahresende) sehr profitabel abgeschlossen. Auch in einem schwächeren gesamtwirtschaftlichen Umfeld zeigen sich wesentliche Teile unseres Geschäfts robust.“
Für das gesamte Geschäftsjahr 2023 bleibt das Unternehmen aber bei einem planmäßigen Umsatz von 15,5 Mrd. EUR (+/- 500 Mio. EUR) mit einer bereinigten Bruttomarge von ca. 45 %. Angepasst wurde aber der Wechselkurs zum USD von 1,00 auf 1,05 EURUSD. Bei geplanten Investitionen von drei Mrd. EUR sollen laut dem Unternehmenslenker voraussichtlich 800 Mio. EUR freier Cashflow erzielt werden. Die US-Investmentbank Goldman Sachs nahm dies zum Anlass, die Einstufung mit „Buy“ sowie das Kursziel von 42,50 EUR zu bestätigen, da die operativen Ergebnisse gesteigert werden konnten, so der Analyst Alexander Duval.