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15.11.2022 | 05:45

Zu schneller Wirtschaftsumbau - dynaCERT, RWE AG, Salzgitter AG

  • DynaCERT
  • RWE
  • Salzgitter
Bildquelle: pixabay.com

Der wirtschaftliche Umbau geht den politischen Führern der Europäischen Union (EU) und auch der Ampelkoalition in Berlin noch nicht schnell genug. Weder Atomkraft als grundlastfähige und CO2-neutrale Lösung ist gewollt noch versteht Wirtschaftsminister Habeck den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn, was die Gewinnabschöpfungspläne des Wirtschaftsministeriums offenbaren und bei den Biogasanlagenbetreibern deutlich wird. Der massive Eingriff der Politik in den letzten 12 Monaten in die einst funktionierende Preisbildung der Energiebranche hat bereits jetzt die Energiepreise ins Extrem katapultieren lassen und belastet die Wirtschaft und Privathaushalte enorm.

Lesezeit: ca. 3 Minuten. Autor: Alfred Laugeberger
ISIN: DYNACERT INC. | CA26780A1084 , RWE AG INH O.N. | DE0007037129 , SALZGITTER AG O.N. | DE0006202005


 

Dieselfahrzeuge mit Wasserstoff von dynaCERT

Das kanadische Unternehmen dynaCERT Inc. (WKN: A1KBAV ISIN: CA26780A1084 Ticker: DMJ) kann mit seiner Wasserstofftechnologie zur Reduktion von CO2-Emissionen bei Dieselfahrzeugen beitragen. Der Wasserstoff wird in dieselbetriebenen Verbrennungsmotoren per Luftzufuhr beigemischt, erhöht die Verbrennungsleistung des Diesels und senkt den Verbrauch und die Abgase. Damit könnte der sogenannte HydraGEN-Elektrolyseur von dynaCERT einen wichtigen Betrag im Übergang vom Verbrennungsmotor hin zum Wasserstoffbetrieb etwa der Transportindustrie leisten. Das wäre auch nötig, denn bis 2040 soll der letzte mit Verbrennungsmotor ausgestattete Transporter in der EU gebaut werden. Doch bisher konnte sich das HydraGEN-Modul im europäischen Markt noch nicht durchsetzen. Besser läuft es dagegen für dynaCERT im Heimatmarkt Kanada.

Dort konnte das Unternehmen erst Anfang November 2022 positive Neuigkeiten vermelden. Nachdem das Ent-/Versorgungsunternehmen Alectra Utilities 15 HydraGEN Einheiten an seinen Dieselfahrzeugen getestet hatte, folgte der Anschlussauftrag über 73 weitere nachrüstbare Geräte. Das System überzeugte die Geschäftsführung und im Schnitt konnte der Flottenverbrauch um durchschnittlich 230 Liter gesenkt werden sowie insgesamt 8.000 kg CO2 eingesparen. Damit wird das Unternehmen Alectra ca. 15% der eigenen Flotte zum Jahresende umgerüstet haben. Dies könnte eine Signalwirkung für die Branche haben.

Interessant dürfte in 2023 zudem die Weiterentwicklung und Zertifizierung der CO2-Einsparungen werden. Zusammen mit dem Zertifizierungspartner Verra sollen die CO2 Einsparungen durch die HydraGEN Technologie neue CO2-Zertifikate emittieren und damit eine neue Einnahmequelle für die Anwender und auch dynaCERT werden. Damit würde sich auch die Armortisationszeit der dynaCERT-Technologie reduzieren und damit die Nachfrageseite weiter anspringen, wie der neue Auftrag aus der Forstindustrie am 09.11.2022 zeigte.

Salzgitter AG kommt gut an

Die gestiegenen Energiekosten und die Rezessionsängste belasteten die Aktie der Salzgitter AG (WKN: 620200 ISIN: DE0006202005 Ticker: SZG) in den letzten Monaten sehr deutlich. Von dem diesjährigen Märzhoch zum Jahresanfang bei 48,76 EUR stürzte die Aktien bis Ende September 2022 auf nur noch 18,98 EUR ab. Das entspricht in der Spitze einem Kursverlust von 61%. Doch in den letzten sieben Wochen konnte sich der Kurs wieder deutlich erholen und notierte zuletzt bei 29,14 EUR. Unterstützt wird dies auch vom Unternehmensvorstand, der die Unternehmensprognose mit Vorlage der Quartalszahlen bestätigt.

Der Finanzvorstand Burkhard Becker gibt zwar nur einen verhaltenen Ausblick für das Jahr 2023 wegen hoher Inflation und Energiekosten, ist aber nicht pessimistisch für das kommenden Jahr. Die ersten neun Monate können sich jedenfalls trotz des rezzesiven Marktumfeldes noch sehen lassen. Das Ergebnis vor Steuern konnte mit 1,15 Mrd. EUR fast verdoppelt werden und damit ist die Jahresprognose von ausgegebenen 1 - 1,2 Mrd. EUR bereits erfüllt. Nach Steuern und Abschreibungen und Zinsen verbleiben dem Unternehmen in den ersten neuen Monaten ca. 946 Mio. EUR und auch das ist gut doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum mit 468 Mio. EUR.

RWE und die Analysten

Der Energiekonzern RWE AG (WKN: 703712 ISIN: DE0007037129 Ticker: RWE) konnte zuletzt solide Quartalszahlen vorlegen, doch die Aktie stagniert weiterhin unter der 40 EUR Marke. Das bereinigte Nettoergebnis konnte in den ersten drei Quartalen 2021 von 1.025 Mio. EUR auf 2.119 Mio. in 2022 mehr als verdoppelt werden. Bullish sieht dabei die Aktie von RWE der Analyst Vincent Ayral von JPMorgan. Er sieht die Aktie perspektivisch bei 60 EUR, während der RBC-Experte John Musk nicht ganz so forsch ran geht und der Aktie einen fairen Wert von 50 EUR zuspricht. Interessant ist auch die Einschätzung von Musk, der die RWE als Energiewende-Aktie betrachtet und als Möglichkeit ansieht, den europäischen erneuerbaren Energiemarkt abzubilden.

Auch Barclays Analyst Peter Crampton weist darauf hin, dass die Wachstumschance im Bereich der Erneuerbaren Energien noch nicht ausreichend im Kurs eingepreist ist und gibt einen Zielwert von 54 EUR aus. Allein in den ersten neun Monaten konnte das „grüne“ Portfolio um 1,3 Gigawatt ausgebaut werden und durch Zubau sowie angekündigte Akquisitionen kommen noch weitere 9,4 Gigawatt hinzu. Nach Abschluss der Übernahme von Con Edison Energy Business in den USA wird RWE zur Nummer vier bei Erneuerbaren Energien aufsteigen. Dennoch sollte das Risiko der geplanten „Übergewinnabschöpfungssteuer“ durch die Bundesregierung wegen der hohen Strompreise bei Investitionsentscheidungen berücksichtigt werden.


Der Umbau der deutschen Wirtschaft hin zur CO2-freien Produktion geht immer schneller vonstatten und dazu gehört auch die Deindustrialisierung von Teilbereichen der Wirtschaft und Verlagerung von Unternehmen ins außereuropäische Ausland. Gleichzeitig bietet die Investition in Profiteure des Wandels noch genügend Wachstumspotential.


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